hi super-johi,
ich stimme dem Rest zu, deine Berichte sind wirklich cool. Da ich es nicht auf die Reihe bekommen habe, ins Forum zu gelangen, was auch immer das Problem war, jedenfalls hieß es, ich wär nicht registriert, habe ich Amelie und Miri gefragt, was der Rest so treibt.
Miri meinte daraufhin, du hättest dich von deiner Bronchitis erholt und festgestellt, vermutlich später ehrer weniger alles 15 Kinder haben zu wollen.
Na ja, ich würd mich freuen, wenn wir mal wieder telefonieren.
Grüße, isi
Hallo zusammen,
wieder zurück aus Montpellier, zwei Halloween-Partys hinter mir, mache ich mich müde daran, einen kleinen Ferienbericht für Euch zu verfassen. Zur leichteren Nachvollziehbarkeit fange ich vorne an. Vorne ist in diesem Fall Tübingen. Auf dem Vorbereitungsseminar für meinen Auslandsdienst in der genannten schwäbischen (Stocherkahn-) Stadt habe ich Manuel kennengelernt, der in Montpellier studiert und dieses Jahr auch noch seinen Zivildienst dort in einem Waldorfkindergarten ableistet. Direkt am Ufer des Neckars auf der Terrasse der Jugendherberge haben wir entschieden, dass wir uns auf jeden Fall einmal gegenseitig besuchen sollten. Und genau das haben wir in der vergangenen Woche der "vacances de la Toussaint" gemacht - trotz "grève" oder schöner ausgedrückt: "mouvement social national" und "perturbations".
Ich weiß nicht, ob und wie weit ihr es mitbekommen habt, aber die "réforme de la retraite" ist in Frankreich momentan ein ziemlich heißes Eisen, denn schließlich kann es ja nicht angehen, dass ein Franzose bis 62 arbeiten muss. Derzeit liegt das Rentenalter hier bei 60 Jahren (zum Vergleich: Deutschland 67 Jahre). Die wochenlangen Generalstreiks haben das halbe Land lahmgelegt. Leider wurden die Demonstrationen von einigen Leuten genutzt, um im großen Stil Unruhe zu stiften, Geschäfte zu überfallen, Autos anzuzünden... Das ganze Programm. Dabei war Lyon übrigens einer der Hauptschauplätze. Tagelang sind die Busse (die merkwürdigerweise in Lyon noch fuhren) nicht in die Innenstadt gefahren - aus Sicherheitsgründen. Die Lage hat sich wieder beruhigt.
Trotz allem gab es noch einen Zug von Montpellier nach Lyon, so dass Manuel zu mir kommen konnte. Ich habe ihm drei Tage lang die Stadt und die Umgebung gezeigt und wir haben nette Abende (einer davon mit eher zu viel Wein) verbracht.
Danach kam der für mich natürlich noch interessantere Teil: Wir sind, wieder trotz Streiks, nach Montpellier gefahren, wo ich bei Manuel und seiner Freundin wohnen konnte.
Gleich am ersten Abend sind wir an den Strand gefahren, um uns den Sonnenuntergang anzuschauen und um uns ein wenig die Beine zu vertreten. Am nächsten Tag, das war dann der Donnerstag, sind wir mit Manuels Fiat in die nahen Berge gefahren. Die Landschaft ist wirklich wunderschön da unten. Er kennt sich dort relativ gut aus und konnte mir daher auch einen tollen Wasserfall und eine große Tropfsteinhöhle zeigen, die allerdings nicht irgendwie touristisch erschlossen ist. Daher war es in der Höhle, zu der man erst einmal wandern muss, in aller erster Linie stockfinster, aber mit einer Stirnlampe konnte man die zahlreichen Stalagmiten und Stalaktiten ganz gut bewundern.
Für den nächsten Tag haben wir uns die Stadt selbst vorgenommen, die wirklich interessant und schön ist. Allerdings war das Wetter schon nicht mehr ganz so toll. Am Vortag hatte ich es zwar noch nicht glauben können, aber auch in Mittelmeernähe kann es ganz schön herbstlich werden.
Bei einem französischen Freund von Manuel haben wir abends Muscheln in Weißwein gekocht (lecker!) und den Abend verbracht. Ich glaube, bei Facebook geistern schon Bilder davon rum, den dieser Franzose ist etwas Facebook-verrückt. Ich glaube, er lenkt sich damit ab, weil ihn seine Freundin verlassen hat.
Da Manuel und seine Freundin schon seit einem Jahr in Montpellier studieren, haben die auch noch andere Freunde dort: Franzosen, Belgier, Luxemburger, Chinesen, Brasilianer... Ein super Mischung um eine Halloween-Party zu veranstalten, auch wenn das nicht ganz so mein Fest ist. Allerdings, ich habe es schon angedeutet, kam gleich noch eine zweite solche Party auf mich zu. Zurück in Lyon war ich mit meiner Gastfamilie auf einer Halloweenparty, wo wir so etwas ähnliches wie "Tabu" gespielt haben, was natürlich für mich ziemlich schwierig bis unmöglich, aber trotzdem sehr lustig war.
So viel aus meiner ersten Ferienwoche, die zweite werde ich hier verbringen und ein wenig in der Gastfamilie arbeiten und mich ausruhen und versuchen, häufiger ins Skype zu gehen (und zum Frisör gehen). Laut Vertrag habe ich ja nur 26 Tage Ferien, also weniger als es Schulferien in Frankreich gibt, obwohl ich an einer Schule arbeite.
Macht's gut!
Lg
Johann
Hallo zusammen,
heute werde ich mal wieder ein paar Sätzchen in meinem Subsektor niederschreiben. Nachdem hier meine Beiträge mehrere Male gelobt wurden (Danke!), musste ich mit dieser Allusion auf meinen ersten Eintrag beginnen, um das künstlerische Niveau zu halten beziehungsweise auszubauen. Versucht jetzt aber nicht das künstlerische Niveau zu suchen, denn ihr werdet es nicht finden! Schließlich diente der Ausdruck des künstlerischen Niveaus nur als Euphemismus... Genug gelabert! (Das war übrigens ein Exclamatio.)
Als ich zuletzt geschrieben habe, waren ja noch Ferien. Die sind natürlich inzwischen vorbei und leider schon fast in Vergessenheit geraten.
Seitdem haben wir im Kindergarten St. Martin gefeiert, mit einem kleinen Umzug auf dem Schulgelände, welches nur durch unzählige Windlichter beleuchtet wurde, und ein Arbeitswochenende veranstaltet. An letzterem durften die, die hier "service civil" gerufen werden, den ganzen Tag Laub zusammenhaken. Keine besonders spannende Aufgabe, aber mit der richtigen Arbeitseinstellung, die eine zweistündige Mittagspause beinhaltet, macht auch solche Arbeit Spaß. Neben der Arbeit habe ich mit dem "Ensemble Harmonique d'Oullins" an einer Commémoration zum 11. November teilgenommen.
Am vergangenen Wochenende hat mich eine deutschsprachige, rothaarige Studentin aus dem nicht allzu fernen Genf besucht. Ich verzichte auf eine weitere Vorstellung, um nicht ganz so viel zu schreiben wie das letzte Mal oder wie Leo oder wie Ama. Find' ich bei den beiden übrigens gar nicht zu lang... Ich nehme mir am Wochenende gerne mal die Zeit, solche Berichte zu lesen. Zurück zum Wochenende: Wir haben uns viel von Lyon angeschaut. So habe ich auch noch das Théâtre Gallo-Romain de Fourvière gefunden. War auf jeden Fall ein schönes Wochenende (nicht wegen der Entdeckung des Théâtre Gallo-Romain)!
Liebe Grüße nach überall
euer Johann
hi alle zusammen,
ich wollte nur verkünden, dass ab mittwoch die gegenbesuche starten können, weil ich nämlich ein zimmer habe!! Ein gescheites. Mit internet. Das heisst ich werde demnächst auch ab und an im skype wieder anzutreffen sein!
Also, alle auf nach Genf.
hier in lörrach schneit es übrigens ganz weihnachtlich!
einen schönen advent allen!
Bin schon auf dem Weg ;P
Aber auf dem Weg wollte ich mich mal für die ganzen Karten bedanken, die sind inzwischen angekommen :) Ich werde mich über Weihnachten revanchieren, versprochen!
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Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es eh keinen Menschen gibt, der überhaupt irgendeinen Überblick hat.
Hallo zusammen,
die letzte Woche war etwas ungewöhnlich und spannend (zumindest für mich). Ich habe nämlich Frankreich verlassen und bin nach Deutschland gefahren. Gut, das ist an sich noch nicht so spannend, zumal die Reise erst einmal nach Stuttgart ging, was als Stadt bei naßkaltem, grauen Wetter jetzt nicht so der Hammer ist. Aber von vorne: Schon vor meiner Abreise nach Lyon habe ich mich bei der Deutschen Bahn für den berufsintegrierenden Studiengang "Wirtschaftsingenieur für Eisenbahnwesen" beworben. Berufsintegrierend heißt, dass es sich dabei nicht nur um ein duales Studium handelt, sondern dass parallel auch eine Berufsausbildung absolviert wird. So erlangt man nach anderthalb Jahren den IHK-Facharbeiterbrief "Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Fahrweg" (EiB) und nach Abschluss des Studiums den "Bachelor of Engineering". Ein telefonisches Bewerbungsgespräch war schon vor längerer Zeit gut verlaufen und ich wurde daraufhin zum Einstellungstest, zur bahnärztlichen Untersuchung sowie zum AssessmentCenter eingeladen. Einstellungstest und ärztliche Untersuchung sind für den EiB notwendig und fanden letzten Donnerstag in Stuttgart statt. Der Einstellungstest bestand aus computergestützten Tests zum Konzentrationsvermögen, analytischem Denken, Rechenaufgaben und ähnlichem. Stuttgart konnte ich zufrieden hinter mir lassen, denn die Tests habe ich bestanden und auch bei der ärztlichen Untersuchung ist alles gut gelaufen. Allerdings wurde festgestellt, dass ich eine Rot-Grün-Sehschwäche habe (wusste ich ja schon). Diese muss noch in den Weihnachtsferien gemessen werden, bevor ich wirklich "EiB-tauglich" bin oder auch nicht.
Das AssessmentCenter war am Tag danach in Karlsruhe und bestand aus einem schriftlichen Test, einer Gruppendiskussion, einem Rollenspiel und einer Selbstpräsentation. Resultat: Die Bahn will mich haben und selbst wenn meine Rot-Grün-Schwäche zu stark ausfallen sollte, wollen sie mir einen Alternativvorschlag machen!
Pünktlich zum letzten Abend der Fête des Lumières bin ich dann total übermüdet, aber natürlich zufrieden wieder in Lyon angekommen. Bilder zur besagtem Fest stelle ich in die Bildergalerie.
Morgen gehts in die letzte Arbeitswoche des Jahres.
Liebe Grüße
euer Johann
Hey Johi,
Glückwunsch!! Da kann man ja nur gratulieren. Da hat wohl einer die Bahn von den Socken gehauen! Ich offe, das mit der Rot-GrünSchwäche ist nicht so schlimm. Aber wenn sie dich so unbedingt haben wollen, werden sie sich schon was einfallen lassen. ICh bin mir sicher , wenn du erstmal dort arbeitet wird die deutsche Bahn genauso pünktlich wie die SBB.
A Propos Bewerbungsgespräch. Haben die dich auch so völlig kranke Dinge gefragt?
Ich war ja letztes Wocheneende auch in Deutschland, für ein Auswahlseminar der Studienstiftung und die ham sich echt was einfallen lassen. Nur eine kleine Auswahl der krankesten fragen die ich gefragt wurde:
Wie hoch kann ein Mensch mit einem Stabhochsprungstab physikalisch gesehen höchstens springen? wovon hängt das ab? Seine Antwort: 5 m. Dann kam die nöchste frage: wie kann es dann sein das der Weltrekord bei knapp 6m liegt?
Stellen sie sich vor, ich bin völlig unmusikalisch und möchte einem Chor beitreten. Welche Tipps können sie mir geben?
Interpretieren sie dieses Bild (Hand mit stein drauf.)
Welche sind die politischen Gegner von Evo Morales in Bolivien?
Sie kennen doch die Stuttgart 21 Debatte. stellen wir uns mal vor sie sind dagegen, ich bin dafür. und wir diskutieren
usw....
Also ich hab mich dabei zimelich blöd gefühlt. ich weiss aber noch nicht was bei rausgekommen ist, das bringt mir die post irgendwann.
Was wurdest du so gefragt? Und was habt ihr bei dem Rollenspiel gemacht?
auf jeden Fall super, das du da ja jetzt mehr oder weniger einen Studienplatz hast!
Johann, ich hab dir ja schon per Mail gratuliert, tue es aber auch noch mal öffentlich ;) Wenn du in Deutschland durchbist, könntest du auch mal nach Uganda runterkommen und da weiter machen... ;) Hoffen wir mal dass das mit der rotgrün-schwäche nicht zu dramatisch ist.
@Amelie: Also das mit dem Stabhochsprung liegt doch wohl auf der Hand oder? :P Aber das mit den politischen Gegner hast du ja hoffentlich gewusst als Bolivianerin! Menschmenschmensch... gut dass sie nicht gefragt haben, was der Unterschied zwischen Norden und Süden ist...
Ich hau mal wieder ab, bevor ich geschlagen werde... :)
Leo
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Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es eh keinen Menschen gibt, der überhaupt irgendeinen Überblick hat.
Auch von mir Glückwünsche, Johi, aber eigentlich war es wirklich klar. Gibts nen zuverlässigeren Menschen als dich?
Und an die Allgemeinheit: Könnt ihr bitte aufhören von so komischen Dingen wie Auswahlverfahren und Bewerbungsgesprächen zu reden. Da bekomm ich Angst. Auf die Hälfte der Fragen von der doofen Studienstiftung hätte ich nicht mal annäherungsweise antworten können!!!
Ahhh, ganz ehrlich, vielleicht schrumpft mein Hirn oder so....
Allerdings sind die Gegner von Evo offensichtlich. Frag jeden zweiten bolivianischen Bürger und sämtliche Länder der Welt. Siehe Klimagipfel...
Grüße aus dem sonnigen Bolivien
Hallo zusammen,
erst einmal vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche! Meine Augen habe ich mittlerweile checken lassen. Das Resultat ist: 3,7. Was das jetzt bedeutet, konnte mir der Augenarzt noch nicht sagen und so werde ich wohl noch ein wenig auf die Auswertung warten müssen. Was das AssessmentCenter und die Fragen betrifft, war das ganz und gar nicht so wie bei Amelies Studienstiftung, sondern sehr sachlich. Es gab einen schriftlichen Test, eine Gruppendiskussion, ein Rollenspiel und eine Präsentation. Alles Dinge, die auf der DB-Homepage angekündigt wurden.
Ich verbringe die Weihnachtstage in Lörrach und dort sitze ich auch jetzt schon. So richtig weihnachtlich ist es hier bei 12°C und Regen auch nicht... Bei der Weihnachts-Foto-Aktion bin ich natürlich dabei. Mein Foto wird allerdings wohl nicht sehr außergewöhnlich, denn schließlich feiere ich Weihnachten wie immer. Aber es ist ein interessantes Gefühl, bei sich zu Hause nur zu Besuch zu sein.
Ich wünsche Euch allen eine frohe Weihnachten und einen guten Start in das neue Jahr! Man sagt ja, die Weihnachtszeit sei bei einem Auslandsaufenthalt das Härteste. Ich hoffe, dass wird sich für alle, die im Ausland sind, nicht bestätigen.
Liebe Grüße
euer Johann
Hallo zusammen,
ich hoffe, es geht Euch allen gut, trotz eventuellen Wetterkatastrophen ;-) Ich habe auf jeden Fall derzeit zwischen 16 und 18°C, befinde mich allerdings, das muss bei einer solchen Leserschaft ja betont werden, auf der Nordhalbkugel und es ist Januar.
Inzwische habe ich die ersten drei Arbeitstage des Jahres hinter mir und abgesehen vom frühen Aufstehen ist mir die "rentrée" nicht wirklich schwer gefallen. Okay, Ferien sind besser, aber die Arbeit im Kindergarten macht mir wirklich Spaß!
Silvester habe ich mit meiner Gastfamilie und zahlreichen Gästen verbracht. Insgesamt waren wir dreizehn Erwachsene und zehn oder zwölf Kinder. Man kann sich vorstellen, dass da einiges los war, aber die Kinder haben sich vertragen und eifrig gespielt. Die erwachsenen Gäste waren allesamt sehr nette und interessante Leute, viele mit internationalen Erfahrungen. Zum Beispiel war da ein dänisch-französisches Ehepaar, das einige Jahre in Hannover gelebt hat und mit denen ich mit gut u.a. über die Verschlossenheit (auch Engstirnigkeit?) der Deutschen unterhalten habe. Jetzt wohnen die in Portugal und man kann sich vorstellen, wie sich das nach einem Leben in Niedersachsen anfühlen muss.
Wir haben à la française ausführlich gegessen und getrunken. (Jetzt weiß ich, dass Däninnen im Allgemeinen sehr trinkfest sind und dass meine Gastmutter Cremant mag.) Wir haben à la danoise die Rede der dänischen Königin zum neuen Jahr und die Uhr des Rathauses von Kopenhagen angeschaut. (Jetzt weiß ich, dass die dänische Königin schielt.) Und wir haben etwas verspätet am ersten Januar à la allemande "Dinner for One" auf meinem Laptop angeschaut. (Da habe ich wohl nichts dazu gelernt.)
Geht man in der Zeit noch ein wenig zurück, dann war da noch der 30. Dezember, seit welchem meine Altersangabe mit einer Zwei beginnt. Diesen Tag habe ich im Kreise meiner Gastfamilie mit einem gemeinsamen Frühstück, einer kleinen, kindergerechten Wanderung in den "montagnes lyonaises", einem dänischen Geburtstagskuchen und einem französichen Abendessen verbracht. Victor und Luna waren den ganzen Tag aufgeregt, weil ich Geburtstag hatte.
Die Ferien waren alles in allem eine sehr glückliche Zeit und es hat mir sehr gefallen, viel Zeit mit meiner Gastfamilie verbringen zu können.
Viele Grüße
euer Johann
Hallo zusammen,
nach überstandener Magen-Darm-Grippe bin ich wieder wohl-auf und raffe mich nun dazu auf, mal wieder einen Eintrag für unser Forum, bzw. viel mehr für euch zu schreiben. Seit meinem letzten Eintrag Anfang Januar ist ja schon wieder einige Zeit vergangen. Allzu viel ist allerdings nicht passiert, denn schließlich lag ich ein paar Tage dieser Zeit krank im Bett und ich habe danach doch schon einige Zeit gebraucht, um wieder richtig auf die Beine zu kommen, so dass ich zwar gearbeitet, aber sonst nicht viel gemacht habe. Erwähnenswert ist wohl ein Tagesausflug in die Stadt Vienne, die durchaus sehenswert und nur eine Busstunde von Oullins entfernt ist. Dann war da noch, am letzten Freitag, das Bergfest von uns Freiwilligen, denn wir sind an der Hälfte unserer offiziellen Dienstzeit angelangt. Die Feier ist sehr klein ausgefallen, da ein Freiwilliger noch krank war und ein anderer auf die Kinder in seiner Gastfamilie aufpassen musste. Unterm Strich haben wir also die Hälfe unseres Dienstes zu zweit mit Bratkartoffeln und Speck, schlechtem Bier, sehr gutem Champagner, Baguette und französischem Käse gefeiert; sehr chillig das Ganze und es ging bis spät in die Nacht hinein. Am Sonntag hatte ich einen Probentag des Blasorchesters Harmonie d'Oullins. Wir haben sehr, sehr viel gespielt, was bei einem Blasinstrument wie der Trompete schon recht anstrengend ist, aber es war auch sehr lustig. Und natürlich haben wir, wie es sich in diesem Lande gehört, ausführlich gegessen, was eine gute Gelegenheit war, mit ein paar Musikern ins Gespräch zu kommen.
Ich will zwar kein Buch schreiben (zumindest nicht an dieser Stelle), aber ich will es auch nicht bei diesen elf Zeilen belassen. Daher ein kleiner Einblick in mein Alltagsleben, eine Schilderung des gestrigen Montags:
Gegen 8:23 Uhr komme ich etwas verspätet zur école Steiner und zu meiner Gruppe, wo einige Eltern draußen vor der verschlossenen Tür warten, denn die Kindergärtnerin Marie-Luce ist auch noch nicht da. Über den zweiten Eingang, der für die 4. Klasse gedacht ist, gehe ich in diesem Falle von hinten in das Gebäude und schließe von innen auf. In der Klasse angekommen sortiere ich das Geschirr und Besteck vom Mittagessen des vorigen (Schul-) Tages in den Schrank, während die ersten Eltern ihren Kindern im Flur die Hausschuhe anziehen. Der Erste ist am Morgen immer Oscar. Allerdings nicht dieses Mal, denn er ist krank, was gar nicht so schlecht ist, denn er ist in letzter Zeit sehr aufgeregt und aggressiv, so dass es uns seine Abwesenheit etwas leichter macht. Montags ist Maltag und deshalb werden die Malunterlagen und die Wachsmalblöcke (nur Rot, Dunkelrot, Blau, Dunkelblau, Gelb und Orange) auf den Tisch gestellt. Marie-Luce kommt an. Jetzt gilt es, die Kinder zum Malen zu motivieren, was in aller erster Linie dadurch geschieht, dass wir selbst malen. Einfache Sachen, die imitiert werden können: Ein Haus, Berge, Bäume, ein Schiff; am besten mit ein paar Zwergen (lutins), das ist der Renner. Danach darf ein Kind mit einer Glocke die Spiele aufwecken. Ab jetzt darf gespielt werden, während die letzten noch malen und Marie-Luce und ich andere Aktivitäten anbieten. Beispielsweise werden kleine Zwerge aus Holz gesägt, Girlanden für den nahenden Karneval gebastelt u.Ä. Ich fülle dann noch die Anwesenheitsliste aus, bereite das goûter vor (meist Obst, Trockenfrüchte, Tee). Zu diesem Zeitpunkt hat sich dann Emma mit ziemlicher Sicherheit schon in die Hose gepinkelt, obwohl wir sie jeden Morgen schon recht früh fast dazu zwingen, auf die Toilette zu gehen. Im Flur wechsle ich dann Emmas Klamotten, was schnell gemacht wäre, wenn sich Emma etwas kooperativer zeigen würde (zum Beispiel, indem sie nicht wegrennen würde). Gleichzeitig beginnt Marie-Luce mit dem Aufräumen: Die überall verstreuten Kastanien müssen eingesammelt, die gebaute Höhle aus Brettern und Tüchern abgebaut werden. Die Kinder dazu zu motivieren, das ist wirklich eine Kunst, zu welcher u.a. unser "lutin d'Avignon" dient, der böse ist, wenn man nicht aufräumt. Die Hände werden gewaschen und alle setzen sich in den Stuhlkreis um den steiner'schen Jahreszeitentisch herum, auf dem zu Beginn eines der 5-jährigen Kinder die Kerze anzünden darf (wenn möglich, ein Kind, das gut aufgeräumt hat und mit Schlägen, Tritten und Beleidigungen anderer Kinder am Morgen eher zurückhaltend war). Dann wird gesungen: "Petits amies, tous réunis, une belle journée à commencer, Bonjour, Bonjour! / Bonjour Méliade, Bonjour Joshua, Bonjour Marilou..." Ich kürze an dieser Stelle. Passend zur Saison besingen wir dann noch den fallenden Schnee, an den wir in Wirklichkeit bei den derzeitigen frühlingshaften Temperaturen nicht einmal denken. Dann berichtet Marie-Luce noch über die Laune des "lutin d'Avignon", der in Form einer Filzpuppe neben dem Jahreszeitentisch sitzt. Nach beendeter Runde darf dann noch ein Kind die Kerze löschen und dann gibt es noch ein kleines Programm aus Liedern, Hüpfen, Laufen usw. nicht sitzend. Schließlich setzen wir uns dann an den Tisch, wo das goûter auf uns wartet. Die "serviteurs" verteilen die Tassen, während die Obstteller herumgegeben werden. Nachdem obligatorischem "Merci pour ce bon goûter, merci, merci beaucoup!" geht es dann ans Anziehen, um nach draußen zu gehen. Kinder können beim Anziehen sehr kompliziert sein.
Montags und Dienstags mache ich mich in dieser Phase schnell aus dem Staub, um im Klassenraum einer anderen Gruppe die Schlafhöhlen (cabane) für den Nachmittag aufzubauen.
Zum Mittagessen geht es montags dann für mich in den "Jardin des tout petits", wo es sehr ruhig und gemächlich zu geht. Allerdings muss man mit den Kleinen alles vom Händewaschen über das An- und Ausziehen bis hin zum Essen sehr intensiv begleiten. Bei einigen gehört Windelwechsel natürlich auch mit zum Programm. Nach dem Mittagessen ("Merci pour ce bon repas, merci, merci beaucoup!") gehen die kleinen in ihre Stockbetten mit 4 Etagen und schlafen teils vor, teils nach mir ein. Ich lege mich nämlich auf einer Matratze auf dem Boden dazu. Es gibt nicht viele Berufe, in denen man bezahlt schlafen kann. Andererseits gibt es meistens ein Kind, das einen wach hält. Dieses Kind heißt in der Regel Valentine und kommt einfach nicht zur Ruhe; weint, trampelt, strampelt. Alles hat einen Grund. Bei Valentines Verhalten ist der Grund möglicherweise ihre Mutter, die ihr Kind morgens manchmal aggressiv mit einem Schlag auf den Po in den Kindergarten stößt und heute habe ich sie ihre Tochter anbrüllen hören, dass sie keine Lust habe, mit ihr zu reden oder etwas derartiges. Kurz davor, als ich noch in der Nähe war, hat sie Valentine mit "ma cœur" angesprochen... Nun, nach dem Mittagsschläfchen steht für mich der Abwasch vom Mittagessen an, ehe die Kinder nach und nach geweckt werden und sich anziehen. Wir gehen dann noch einige Minuten raus und dann ist der Arbeitstag im Kindergarten für mich vorbei.
Zu Hause ging es dann diese Woche mit einer Stunde Putzen und Abends mit Babysitting von Luna und Victor weiter. Beides sehe ich nicht wirklich als Arbeit an und letzteres macht in der Regel Spaß.
Ich hoffe, es war nicht zu viel Text und jeder, der diese Zeile erreicht, bereut es nicht, bis hierher gekommen zu sein. Ich fand, dass ich bisher viel zu wenig über das Normale, Alltäglich geschrieben habe.
Macht's gut!
Viele Grüße
euer Johann
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